Netzwerkqualität entwickelt sich in 5 Stufen

Netzwerke sind nur aktiv und lebendig, wenn es in ihnen Wechsel und Veränderungen gibt. Neue Netzwerkpartner kommen hinzu, andere treten in den Hintergrund. So wird die Art und der Umfang des Austausches verändert und neue Themen und Herausforderungen erscheinen am Horizont. Das Netzwerk entwickelt sich.

Dabei ergibt sich die spannende Frage, ob diese Veränderungen planlos und zufällig geschehen oder im Hintergrund wirkenden Regeln oder gar Gesetzen unterliegen. Gibt es ein Drehbuch, nach dem sich das Netzwerk entwickelt?

Netzwerke werden gegründet und gepflegt, weil ihre Mitglieder Gründe haben, im Netzwerk zu arbeiten: sie haben Ziele und sie wollen sie im Netzwerk mehr oder weniger planvoll verfolgen. Planvolles Handeln bedient sich Methoden, die wir als die Strategien und Techniken der Arbeit im Netzwerk kennen. Wie gut die Ziele erreicht werden, wie gut die Strategien und Techniken zum Einsatz kommen, davon hängt schließlich die Qualität der Netzwerkarbeit ab.

Natürlich entwickelt sich auch das „Drehbuch“ der Netzwerkarbeit. Erfahrungen werden gemacht und prägen zukünftige Aktionen. Die Qualität der Netzwerkarbeit wird mit der Zeit besser.

Die Qualität der Netzwerkarbeit lässt sich allerdings meistens nicht direkt beobachten, sondern nur aus der Zielerreichung schließen. Wir sehen manchmal die Ergebnisse, noch öfter aber hören wir von ihnen: es sind die Beteiligten, die von Erfolgen, Anstrengungen und missratenen Versuchen reden – letzteres allerdings seltener.

Die Netzwerkqualität entwickelt sich in fünf Stufen:

1. Anfangs werden Netzwerktechniken hin und wieder angewandt, z.B. werden Gelegenheiten und Kontakte gesucht, Netzwerkpartner werden gelegentlich angesprochen, also dann, wenn sich Gelegenheiten ergeben. Ein Netzwerk gibt es nur mit einer sehr geringen Aktionsintensität. Persönliche Netzwerke sind dabei kein Thema des Denkens und Handelns. Techniken des Umgangs mit anderen Menschen werden ausgesucht und angewandt, wie sie gebraucht werden. Ein Netzwerk entsteht, wenn überhaupt, nur als Nebenprodukt. Vielleicht wird es gar nicht einmal als solches wahrgenommen.

2. Auf der nächsten Stufe tritt das Netzwerk als eigenes Thema auf, es wird bewusster Inhalt der Arbeit, besonders weil geplante Ziele hinzukommen. Die Ziele sind inhaltliche Ziele, z.B. sollen Kontakte zu Angehörigen einer bestimmten Branche gepflegt werden. Netzwerkstrategien sind als solche nicht bewusst und sie werden deshalb auch nicht thematisiert. Trotzdem besteht ein Bedürfnis nach einem Netzwerk als Unterstützung bei eigenen Bemühungen; der Wunsch zu netzwerken, entsteht aus einem Mangelgefühl.

3. Auf der dritten Stufe werden Netzwerktechniken (endlich) selbst Thema. Es wird erkannt, dass Techniken veränderbar sind, dass Sie gewissen Regelmäßigkeiten unterliegen können und in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Wirkungen haben. Die persönliche Fähigkeit, Netzwerktechniken anzuwenden, wird bewusst und die Netzwerkkompetenz wird Entwicklungsziel des Netzwerks. Das Netzwerk selbst wird auf dieser Stufe als eine sinnvolle Erweiterung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten gesehen, als sinnvolles Werkezeug, das es zu pflegen gilt.

4. Netzwerken wird in der vorletzten Stufe zu einem persönlichen Arbeitsstil; es ist keine Technik neben anderen, sondern wird zu einer erprobten grundlegenden Arbeitsweise, mit der man sich den Aufgaben nähert. Es besteht ein klares Verständnis der Techniken und der eigenen Netzwerkkompetenz. Das Netzwerk wird in seiner Vielgestalt und Dynamik als eine Bereicherung verstanden, wodurch sich viele neue Möglichkeiten und Ideen ergeben können.

5. Netzwerken wird zur persönlichen Haltung, zu einem Ansatz, Ziele zu erreichen und sich mit Themen auseinanderzusetzen. Netzwerken wird zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und damit zu einer Kompetenz, sich selbst zielgerichtet zu verwirklichen. Aufgabenlösungen werden vorrangig als Lösungen im Netzwerk gesucht. Das Netzwerk ist der selbstverständliche und erste Ansatz und Ort, an dem gearbeitet wird.

Ist sich jemand oder eine Organisation dieser Stufen bewußt, kann der passenden Weg leichter gefunden werden. Die Entwicklung wird als Prozess verstanden, die bewusst verfolgt werden kann.

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